Nach einigen tiefgreifenden Veränderungen im Verein und in der Mannschaft startet der TS Volley Düdingen heute in die NLA-Volleyball- Meisterschaft. Nach der erfolgreichen letzten Saison sind die Erwartungen an Trainer Nicki Neubauer und sein Frauenteam hoch.
Es war ein einschneidender Schritt, den der Turn- und Sportverein Düdingen im vergangenen Frühling vollzogen hat: Mit dem Entscheid, die Volleyballabteilung aus dem TSVD herauszulösen und in einen eigenständigen Verein überzuführen, haben die Sensler einer 20-jährigen Erfolgsgeschichte ein abruptes Ende gesetzt. Der TSV Düdingen wurde Opfer des eigenen Erfolges. Mit dem Aufstieg seiner Damenmannschaft in die Nationalliga A hatte sich das Umfeld zunehmend verändert. Um im immer professioneller werdenden Volleyballsport weiterhin auf höchstem Niveau mithalten zu können, wurden Anpassungen und Veränderungen unumgänglich. Die Trennung vom TSV Düdingen und seiner Volleyballabteilung war der logische Schritt.
Vier neue Ausländerinnen
Wenn der neu gegründete TS Volley Düdingen heute in die NLA-Meisterschaft steigt, dann zeugt nur noch sein Vereinsname, der das «alte» TSV aufgreift, von seinen Wurzeln. Auch das NLA-Team selber hat einige Veränderungen erfahren. Von den fünf Ausländerinnen, die letztes Jahr im Kader von Düdingen standen, ist nur noch die Montenegrinerin Andrea Lakovic dabei. Libera Haley Jacob hat beim aserbaidschanischen Spitzenklub Rabita Baku, dem Bronzemedaillengewinner der letzten Champions League, einen Dreijahresvertrag unterzeichnet, Tara Mueller hat beim französischen Verein IOPV in Istres eine neue Herausforderung angenommen. Vanja Matic (Familie) und Katie Fuller (Ausbildung) haben Düdingen aus privaten Gründen verlassen. Besonders die Abgänge der Amerikanerinnen Fuller und Mueller wiegen schwer. Die beiden hatten massgeblichen Anteil am erfolgreichen Abschneiden Düdingens, das mit Platz 5 das beste Ergebnis seiner Vereinsgeschichte erreichte.
Als Ersatz für Aussenangreiferin Tara Mueller hat Düdingen die 24-jährige Allison Mayfield engagiert. Die Volleyballerin aus Kansas City hat bereits Erfahrungen in Europa gesammelt. «Alison wird Tara nicht eins zu eins ersetzen können, sie ist ein ganz anderer Spielertyp», sagt Trainer Nicki Neubauer. «Sie spielt weniger spektakulär, aber deswegen nicht unbedingt schlechter. Allerdings braucht sie noch zwei, drei Monate, um in die Gänge zu kommen, weil sie letztes Jahr zwar trainiert, aber keine Meisterschaft gespielt hat.»
Ebenfalls ohne Ernstkämpfe war letztes Jahr Kylie Atherstone. Die 27-jährige Amerikanerin kurierte eine Schulteroperation aus, hielt sich mit Training fit, verzichtete aber auf Wettkämpfe. Dennoch ist Neubauer zuversichtlich, dass die athletische Diagonalspielerin die Lücke der letztjährigen Liga-Topskorerin Katie Fuller schliessen kann. «Kylie ist sehr erfahren und übernimmt Verantwortung. Ihren Rhythmus hat sie bereits wieder gut gefunden, allerdings fehlt ihr noch etwas die Konstanz.» Dass Atherstone über Klasse verfügt, hat sie 2011 bewiesen. Damals holte die Linkshänderin mit Ciutadella die spanische Meisterschaft und wurde zur wertvollsten Spielerin der Liga gewählt.
Ein weiterer Schritt nach vorne
Als Libera wird diese Saison Kristen Hahn zum Einsatz kommen. Die Amerikanerin aus Iowa gehört zum A-Kader des US-Nationalteams und gilt in den Staaten als eine der besten Liberas. «Sie ist eine sehr, sehr positive Person, ein absoluter Glücksgriff für uns», schwärmt Trainer Nicki Neubauer. «In der Annahme ist sie deutlich stärker als ihre Vorgängerin; Haley Jacob hatte dafür in der Defense Vorteile.»
Die vierte und letzte ausländische Zuzügerin ist die 22-jährige Amerikanerin Desirée Elliott. «Wir haben eine Mittelblockerin gesucht, die von der Athletik her ähnlich ist wie die anderen Mittelblockerinnen Andrea Lakovic und Melissa Vanis», erklärt Neubauer, der in Düdingen seine dritte Saison in Angriff nimmt. «Das macht es für unsere Passeuse einfacher, weil sie immer gleich hohe Bälle spielen kann.» Zudem sei Elliott bei den zweiten und dritten Bällen sehr stark.
Anders als die Ausländerinnen sind die Schweizerinnen alle ihrem Verein treu geblieben. «Im Sommer konnten wir gut arbeiten, die jungen Spielerinnen sind wieder ein Stück näher gekommen», sagt Nicki Neubauer. «Das Mannschaftsgefüge hat sich etwas verändert. Wir sind breiter aufgestellt, nicht mehr so abhängig von ein, zwei Spielerinnen. Das macht uns unberechenbarer.»
Playoffs als Ziel
In den vergangenen drei Saisons konnte sich Düdingen von Jahr zu Jahr steigern und in der NLA-Schlussrangliste immer weiter nach vorne arbeiten. Dass angesichts dieser Fortschritte die Ansprüche der Fans und Sponsoren an das Team steigen, liegt auf der Hand. «Man merkt schon, dass die Erwartungshaltung hoch ist», sagt Neubauer. «Aber man muss realistisch bleiben. Mit unseren finanziellen Möglichkeiten sind wir auch dieses Jahr nur in der Rolle des Spielverderbers. Zudem sind die Spielerinnen inzwischen auf einem Niveau angelangt, wo grosse Leistungssprünge nur noch schwer möglich sind.»
Priorität hat für den Trainer deshalb, die Leistungen des Vorjahrs zu stabilisieren. «Wir haben das Potenzial, um die Finalrunde der besten sechs zu erreichen.» Es werde aber nicht einfach. Letztes Jahr habe Düdingen den einen oder anderen Punkt gewinnen können, weil einige Gegner sein Team unterschätzt hätten. «Das wird heuer kaum mehr passieren», vermutet Neubauer. «Zudem müssen Teams wie Aesch-Pfeffingen, die in der letzten Saison enttäuscht haben, eine Reaktion zeigen.»
Höhepunkt Europa Cup
Dank des 5. Schlussranges aus dem Vorjahr hat sich Düdingen erstmals für einen Cup-Wettbewerb auf europäischem Niveau qualifiziert. Die Auftritte im CEV Challenge Cup gegen das slowenische Team ZOK Braslovce zählen für die Power Cats zweifellos zu den Höhepunkten der neuen Saison. Die Partie in Braslovce findet am 12. November statt, das Rückspiel gegen den slowenischen Vizemeister wird am 27. November 2014 für Volleyball-Spektakel in der Sporthalle Leimacker sorgen.
Autor: Michel Spicher, Freiburger Nachrichten