Die grössere Routine setzte sich durch
Dem TS Volley Düdingen ist der Auftakt in die NLA-Meisterschaft geglückt. Die Power Cats besiegten gestern Sonntag den VBC Köniz mit 3:1, mussten aber lange leiden, bis ihr Erfolg feststand.
Artikel aus den Freiburger Nachrichten von Michel Spicher
Es war ein hartes Stück Arbeit, ehe Düdingens Sieg feststand. Die Power Cats taten sich gegen das junge Könizer Team lange schwer, am Ende setzte sich die grössere Routine doch noch mit 3:1 durch. Dank ihres herausragenden Teamgeists vermochten die Senslerinnen die Partie ab dem dritten Satz herumzureissen, ohne spielerisch zu brillieren zwar, aber das erwartet bei einem Auftaktspiel auch niemand. Was zählt, sind die gewonnenen drei Punkte. Und was bleibt, ist die Erkenntnis, dass Düdingen auf gutem Weg ist, der Weg zu alter Stärke aber noch lang ist.
Köniz startet wieder bei null
Düdingen gegen Köniz, das war gestern das Duell zweier leidgeprüfter Teams. Während die verletzungsbedingten Ausfälle der beiden Stammspielerinnen Chantale Riddle und Helena Kojdova kurz vor Saisonstart den Power Cats einen Dämpfer versetzt hatte, hatte es beim Berner Traditionsverein im Sommer hinter den Kulissen gewaltig rumort, es wurde gar über die Auflösung des NLA-Teams nachgedacht. Die Volleyball Köniz Betriebs AG, die für die Finanzierung des NLA-Teams zuständig war, musste die Bilanz deponieren und ging in Konkurs. Bereits abgeschlossene Verträge mit ausländischen Spielerinnen mussten angesichts der fehlenden finanziellen Mittel storniert werden. Kurzerhand wurde der Betrieb der ersten Equipe wieder an Volley Köniz übertragen, an den Verein, von dem man sich vor rund zehn Jahren ausgegliedert hatte. So konnte zumindest verhindert werden, dass Köniz in einer unteren Liga einen Neustart vornehmen muss. Der letztjährige Etat von rund 750 000 Franken musste allerdings um einen Drittel gekürzt werden. Nicht zuletzt dank eines Busunternehmens, das kürzlich als neuer Namenssponsor verpflichtet werden konnte, kann Edelline Köniz doch noch auf ein Budget von rund 450 000 Franken zurückgreifen – fast gleichauf wie der TS Volley Düdingen (440 000).
Erst drei Wochen vor Meisterschaftsbeginn war klar, dass Köniz zur NLA-Meisterschaft antreten kann. Mit welcher Equipe, das blieb allerdings bis zuletzt unklar. Auf dem offiziellen Teamfoto, das auf der Homepage von Swiss Volley veröffentlicht wurde, sind nur gerade acht Spielerinnen abgelichtet, aufgeführt sind indes zwölf Spielernamen. Noch wartet man in Bern auf die neu verpflichteten ausländischen Verstärkungen, die wegen fehlender Einreisebewilligungen bisher nicht in die Schweiz kommen konnten.
Düdingen beweist Moral
So stand beim sechsfachen Schweizer Meister mit Patricia Schauss gestern Nachmittag nur eine Spielerin auf dem Platz, die auch letzte Saison regelmässig zum Einsatz gekommen war. Neben der Captain waren in der Starting Six mit Passeuse Céline Ackermann (17), Xenia Staffelbach (18), Zoé Vergé-Dépré (18) und Selina Marolf (18) vier Nachwuchsathletinnen, die in ihrem Team unerwartet früh viel Verantwortung übernehmen mussten. Die jungen Bernerinnen verkauften sich ausgezeichnet, wussten vor allem in der Defensive zu überzeugen und entschieden gar den zweiten Satz für sich. Die fehlende NLA-Erfahrung konnten sie aber auch mit ihren grossen Kämpferherzen nicht gänzlich wettmachen.
Den Düdingerinnen sollt es recht sein. Die Ausfälle der letztjährigen Liga-Topskorerin Riddle und von Kojdova gingen nicht spurlos am Team vorbei. Einen Ausfall, den hätte man allenfalls noch verkraften können, aber gleich beide nicht. Es fehlte nicht nur im Angriff oftmals die Durchschlagskraft, sondern auch die ruhige und ordnende Art der beiden Ausländerinnen. «Im zweiten Satz fehlte uns die Gelassenheit, wir haben zu überhastet den Punkt gesucht und deswegen zu viele Fehler gemacht», bilanzierte Düdingens Trainer Nicki Neubauer nach dem Spiel. «Wie sich das Team nach dem verlorenen Satz aber zusammengerauft hat, das war erste Sahne.»
Zwei vielversprechende Debüts
Den dritten Durchgang holten sich die Power Cats souverän (25:15), und im vierten Satz liessen sie sich auch von einem 0:5-Rückstand nicht aus der Ruhe bringen. Düdingens Neuverpflichtung Inès Granvorka konnte in dieser Phase ihre Klasse mehrere Male unter Beweis stellen und hielt ihr Team mit starken Aktionen im Spiel.
Eine beeindruckende Premiere konnte auch Francine Marx feiern: Die NLB-Spielerin des VBC Freiburg trat bei ihrem ersten NLA-Auftritt mutig auf und durfte sich acht Punkte gutschreiben lassen. Sie ist zweifellos ein Versprechen für die Zukunft – so wie auch die jungen Spielerinnen von Köniz, die Düdingen gestern alles abgefordert haben.
TS Volley Düdingen - Köniz 3:1 (25:19, 22:25, 25:15, 25:22)
Sporthalle Leimacker. 400 Zuschauer. SR: J. Reyes/M. Jungen.
TS Volley Düdingen: Edberg (Libera), Niederhauser, Marbach, Moffett, Granvorka, Gfeller, Brletic; Marx, Widmer, Vanis, Knutti.
Köniz: Ackermann, Vergé-Dépré, Staffelbach, Salkute, Marolf, Hronova (Libera), Schauss; Belotti.
Bemerkungen: Düdingen ohne Kojdova, Riddle, Rottaris (alle verletzt).
Wahl zu den besten Spielerinnen: Marbach und Vergé-Dépré.
Fotos von Marc Raeber
Spielaufzeichnung auf YouTube