Zwischen Stolz, Freude und Selbstkritik
Der Schweizer Cupfinal vom Samstag war für den TS Volley Düdingen in erster Linie ein Volleyball-Fest. Vom Spiel selbst hatten sich die Spielerinnen und Trainer Nicki Neubauer jedoch mehr erhofft. Düdingen blieb beim 0:3 gegen die Übermannschaft Volero Zürich chancenlos.
Matthias Fasel, Freiburger-Nachrichten
Daran, dass der Cupfinal vom Samstag für den TS Volley Düdingen als Event und Klubfest ein Erfolg war, besteht kein Zweifel. Eine der beiden Tribünen im ausverkauften St. Leonhard, das mit 2750 Zuschauern aus allen Nähten platzte, war zu zwei Dritteln in Schwarz-Weiss. Mit Ballons und T-Shirts in den Kantonsfarben ausgestattet, waren es in erster Linie diese Düdingen-Fans, die während des Frauenfinals für eine Stimmung sorgten, wie es sie an einem Spiel der NLA-Basketballer von Freiburg Olympic, denen das Stadion normalerweise als Heimstätte dient, noch nie gegeben hat.
Das Geschehen auf dem Feld hatte auf Düdingens Cupfest insgesamt wenig Einfluss. Die Spielerinnen wurden bei der Präsentation genauso frenetisch bejubelt wie bei der Ehrenrunde nach dem Spiel. «Es war ein Riesenerlebnis–mega cool», sagte die 20-jährige Aussenangreiferin Anna Niederhauser nach dem Spiel. «Ich habe noch nie in meinem Leben auch nur annähernd vor so vielen Zuschauern gespielt.» Nicht nur die jungen Spielerinnen gerieten ins Schwärmen. «Das Publikum», antwortete Captaine Kristel Marbach, ohne zu zögern auf die Frage, was ihr trotz der Niederlage positiv in Erinnerung bleiben werde. «Selbst als wir mit zehn Punkten zurücklagen, feierten unsere Fans jeden Punkt lautstark», so die Passeuse, die nach dem Spiel als beste Schweizer NLA-Spielerin der Saison ausgezeichnet wurde. «Aber vor diesem Publikum zu spielen hat mir noch mehr bedeutet als die Auszeichnung.»
Trainer Nicki Neubauer sprach nach der Partie davon, dass Düdingen «das Volleyball in der Region Freiburg gut verkauft» habe. «Das Team kann stolz sein auf das Erreichen des Finals.»
Körperliche Unterschiede
Diesen Final habe man sich in den Spielen zuvor verdient, so Neubauer. Während ihn die Tatsache, dass Düdingen Teil des grössten Volleyball-Events der Schweiz war, mit Stolz erfüllte, war er mit der Leistung vom Samstag nicht zufrieden. «Uns hat der Mut gefehlt. So haben wir Volero nie in Bedrängnis gebracht–was wir uns eigentlich vorgenommen hatten. In der Defensive konnten wir weder am Block noch sonst besonders viele Bälle ausgraben. Und im Angriff haben uns wegen dem fehlenden Mut ohnehin die Lösungen gefehlt.»
Tatsächlich kam nie Spannung auf; zu überlegen waren die Dominatorinnen von Volero Zürich. «Grösse und Athletik sind beeindruckend», sagte Anna Niederhauser. «Ich hatte zuvor noch nie einen so grossen Block vor mir.» Mit 187 Zentimetern waren die sechs Spielerinnen in Voleros Startaufstellung im Schnitt sieben Zentimeter grösser als diejenigen von Düdingen. Dass Olesia Rychljuk und Dobriana Rabadzhieva Smash um Smash versenkten, überraschte so nicht. Sie messen 196 beziehungsweise 194 Zentimeter, Düdingens längste Spielerin ist bloss 185 Zentimeter gross.
«Haben uns mehr erhofft»
Kaum hatte das Spiel begonnen, nahm Neubauer bereits sein erstes Timeout, weil Zürich 5:1 vorne lag. Am klaren Verdikt im Startsatz (25:13) änderte das nichts. Einzig im zweiten Satz, als Volero beim Stand von 20:11 in ein Konzentrationsloch fiel, konnte Düdingen den Gegner ein bisschen ärgern. Mit einer Serviceserie von Andrea Lakovic, der besten Akteurin in Reihen des Verlierers, kam Düdingen bis auf 18:20 heran. Als Volero einen Gang hochschaltete, hiess es kurz darauf 25:19. Im Schlusssatz leistete sich der Favorit dann keine mentalen Löcher mehr. Die Folge war ein diskussionsloses 25:12. «Wir haben uns mehr erhofft», sagten Niederhauser und Marbach, selbst im Wortlaut übereinstimmend. «Aber es ist halt Volero», fügte Marbach an. «Die Kräfteverhältnisse wurden gewahrt. Volero war in seinen Aktionen viel präziser. Letztlich ist es nicht verwunderlich. Sie spielten in der Champions League in den letzten Wochen gegen die besten Mannschaften der Welt.» Da sei es klar, dass der Rhythmus höher sei als bei Düdingen. «Aber ich hätte mir erhofft, dass wir mit unseren Services mehr Druck ausüben können, um Voleros Spiel dadurch ein bisschen langsamer machen zu können», so Marbach. Das gelang nicht.
«Volero hat wenig zugelassen und das Spiel sehr ernst genommen», analysierte Nicki Neubauer. «Und bei uns war einigen Spielerinnen klar anzumerken, dass sie Mühe hatten mit der Konstellation. Es ist nicht leicht, wenn du wochenlang auf ein Spiel hinfieberst. Einige Spielerinnen konnten die Nervosität nicht kaschieren.»
So lag das Sportwunder nie in der Luft–und Volero holte sich mit dem 109. Sieg in Folge gegen ein Schweizer Team nach nur 65 Minuten Spielzeit den sechsten Cupsieg in Folge. «Irgendwann wird es auch einem Schweizer Team wieder gelingen, Volero zu schlagen», so Neubauer, «auch wenn ich noch nicht genau weiss wie.»
Düdingen - Volero 0:3(13:25, 19:25, 12:25)
St. Leonhard, Freiburg.–2750 Zuschauer (ausverkauft).–SR Grieder/Grellier.–Spieldauer: 65 (21, 25, 19) Minuten.
TS Volley Düdingen:Marbach (Passeuse), Lakovic (8 Punkte), Atherstone (5), Grässli (2), Elliott (3), Mayfield (4), Hahn (Libero); Lejczyk (3), Trösch, Niederhauser (2), Vanis (1), Rottaris.
Volero Zürich:Thompson (Passeuse), Unternährer (11), Ninkovic (6), Rabadzhieva (16), Rychljuk (13), Kuprijanowa (9), Popovic (Libera); Grbac, Hartong (2), Granvorka (1), Njuchalowa (1).
Bemerkungen:Volero Zürich ohne Antonijevic (rekonvaleszent) sowie Mammadowa (nicht eingesetzt).
Fotos von Marc Raeber
Fotos von Roland Riedo
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